Das Wort Nidra kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Schlaf“ oder „Nicht-Bewusstheit“. Yoga Nidra ist eine Übung der Tiefenentspannung.

Unser ganzes Leben ist von „Schlaf“ oder „Nicht-Bewusstheit“ geprägt. Nicht nur in der Nacht schlafen wir. Leider leben wir unbewusst in den Tag, sind voller Ängste, Sorgen, Probleme und Stress. Die Gedanken kreisen oft in der Vergangenheit, oder das was vielleicht sein wird, aber nicht im Hier und Jetzt. Unser Leben ist aber genau dies, das Hier und Jetzt. Das Leben findet nun mal nur in diesem einzigen Moment wirklich statt. Jetzt, wo du diesen Text liest!

Die Yoga Nidra Übung ist ein Weg, diesen bewussten Hier und Jetzt Zustand zu erfahren und zu Leben. Im Schlaf ist man frei von Sorgen, Angst und Stress. Genau dies will Yoga Nidra in unser Bewusstsein holen.

 

Es kann von jedem angewandt werden, unabhängig von Alter, Religion oder Kultur

Swami Satyananda Saraswati (1923-2009), der Gründer des Yoga Nidra und indischer Yoga-Meister, entwickelte die Übung aus alten, tandrischen Schriften. Er machte aus den komplizierten und zeitaufwendigen Praktiken ein System, welches den heutigen Bedürfnissen angepasst wurde. Es kann von jedem angewandt werden, unabhängig von Alter, Religion oder Kultur.

Jeder kennt diese tiefe körperliche und geistige Entspannung, kurz vor dem Einschlafen. Dies nennt man auch den Alpha-Zustand. Der Alpha-Zustand liegt – wissenschaftlich betrachtet – im Bereich zwischen 8 und 12 Hz, was mit einem EKG gemessen werden kann. Der Alpha-Zustand zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: Geringe Gedankenaktivität, klare Präsenz, mentale Ruhe und körperliche Entspannung, wache und gute Wahrnehmung. Das heisst, in diesem Zustand erleben wir die totale körperliche und geistige Entspannung und wir haben eine gute Kommunikation mit unserem Unterbewusstsein. Und genau das erreicht der Geübte mit Yoga Nidra.
Dieser Zustand der Entspannung ist sehr wirkungsvoll und wohltuend. Manche behaupten sogar, wohltuender, als der normale Schlaf und in diesem Zustand sei es möglich, Störungen und Krankheiten zu heilen. Mit Yoga Nidra kann man zu einer Quelle der Selbsterkenntnis und der Inspiration kommen, die in jedem von uns ruht.

 

Gedankenstopp bei quälendem Gedankenkarusell

Die Übung läuft immer nach einem ganz bestimmten, systematischem Ablauf ab. Sie führt uns von unserer äusseren Wahrnehmung in die innere Wahrnehmung, in unser Sein und von dort auch wieder systematisch zurück. Der Hauptteil der Übung beschäftigt sich mit der Wahrnehmung des Körpers. Die Achtsamkeit wird voll und ganz auf verschiedene Körperteile gelenkt. Somit verbindet sich Körper und Geist wieder zu einem Ganzen.

Durch das schnelle Durchgehen der einzelnen Körperteile in unserem Geist, bleibt keine Zeit mehr für die Gedanken zum Abschweifen. Dadurch wird ein Gedankenstopp bei quälendem Gedankenkarusell erreicht.

 

Wir können gute Vorsätze in unser Leben einfließen lassen

Was Yoga Nidra noch auszeichnet, ist ein kurzer, positiver Leitsatz, ein Entschluss, den man vor dem Üben, in einfacher und klarer Sprache formuliert. Z.B. „Ich bin mutig“, „Ich schaffe das“, oder aber auch einfach „Während der ganzen Übung bin ich wach und klar“. Das sogenannte ‚Sankalpa‘ sollte etwas persönliches sein. Man sollte es niemandem sagen und solange in der Übung anwenden, bis es eingetroffen ist. Dies ist kein Humbug, oder esoterischer Quatsch, sondern eine Programmierung unserer Wahrnehmung, oder Neuformulierung der Glaubenssätze und wird z.B auch im fortgeschrittenen Stadium des Autogenen Trainings bei den Vorsatzbildungen oder bei positiven Suggestionen in der Meditation angewendet. Im Alpha-Zustand ist unser Gehirn frei von störenden Einflüssen und Denkblockaden und wir können Vorsätze in unser Leben einfließen lassen und integrieren. Kurz gesagt, unser Unterbewußtsein glaubt in diesem Zustand, was wir ihm sagen.

 

Man sollte versuchen nicht einzuschlafen

Einen kleinen Hacken gibt es bei der Sache. Trotz der guten und tiefen Entspannung, sollte man versuchen nicht einzuschlafen. Das ist dann zwar auch erholsam, aber eben kein Yoga Nidra mehr.

Die Entspannungsübung mit Yoga Nidra dauert etwa 30 Minuten, hat aber einen Entspannungseffekt von 2 Stunden erholsamen Schlaf. Yoga Nidra entspannt, lindert Alltagsstress, regeneriert Körper, Geist und Seele, fördert die Kreativität und Intuition und stärkt das Immunsystem. Bei regelmäßiger Übung, können tiefsitzende Ängste gelöst werden und man kann eine neue Selbsterkenntnis des Seins erlangen.

 

„… Deshalb sollst du nicht beunruhigt sein, wenn du während Yoga Nidra schläfst; im Gegenteil, vielleicht ist das noch wirksamer; trotzdem solltest du dir immer vornehmen, wach zu bleiben … sonst … machst du nicht mehr Yoga Nidra.“

Swami Satyananda Saraswati

Viel Erholung und Entspannung wünsche ich dir!

Namasté,

Cordula

Quellenangaben: https://de.wikipedia.org/wiki/Yoga_Nidra
„Yoga Nidra“ von Swami Satyananda Saraswati (Verlag: Satyananda Yoga Zentrum – Anandaverlag)

 

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