Das Yoga-Sutra, vom Gelehrten Patanjali ist ein Ursprungstext aus den Philosophien des Yoga. In diesem Artikel geht es um das 2. Yama – Satya. (Lies hier über Patanjali und dem ersten Yama – Ahimsa)
Satya heisst so viel wie „Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit“

Dazu schreibt Patanjali im Yoga-Stura:

Yoga Sutra 2.36: „Ist jemand fest in Wahrhaftigkeit gegründet, so wird Wahrheit, was er sagt und in die Welt bringt.“

Heute geht es um Wahrheit, sich selbst gegenüber und seinen Mitmenschen. Dazu will ich dir als Einstieg eine kleine Geschichte zeigen:

Weisheitsgeschichte:

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: „Höre Sokrates, das muß ich Dir erzählen!“ -„Halte ein!“ unterbrach ihn der Weise, „hast Du das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt ?“ – „Drei Siebe?“, frage der andere voller Verwunderung. „Ja guter Freund! Laß sehen, ob das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht:
Das erste ist die Wahrheit. Hast Du alles, was Du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist ? „Nein, ich hörte es erzählen und…“ -“ So, so! Aber sicher hast Du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was Du mir erzählen willst gut?“ Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil…“ – „Hm…“, unterbracht ihn der Weise, „so laß uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, daß Du mir das erzählst?“- „Notwendig nun gerade nicht…“ “ Also,“ sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so laß es begraben sein und belaste Dich und mich nicht damit. “
(http://www.mondfee.de/geschichten-und-weisheiten/)

Satya (Aufrichtigkeit) möchte uns also motivieren, ehrlich und gut zu uns selber und unseren Mitmenschen gegenüber zu sein. Was heisst das jetzt?

Kommen wir nochmal zurück zur Geschichte: Ist es wahr, was ich sage?
Sind wir mal ehrlich. Wie oft verwenden wir sogenannte Notlügen? Anstatt: „Ich bin zu müde und will heute Abend auf dem Sofa verbringen“ sagen wir zu unserer Freundin, mit der wir verabredet sind: „Es geht mir heute garnicht gut, ich bin krank und bleibe zu hause.“

Was hindert einen eigentlich daran, ehrlich zu sein? Vielleicht müsste man dann auch ehrlich zu sich selber sein und sich eingestehen, dass man sich mit diesem Menschen eigentlich garnicht mehr treffen will? Ja, man will diesen Menschen nicht verletzen, aber sind wir dann ehrlich zu uns selber? Warum machen wir nicht das, was wir wollen und was uns gut tut und erfinden anstatt dessen irgendwelche Notlügen?

Kommen wir zur 2. Frage von Satya: Ist es gut, was ich sage?

Wir leben in der Zeit (entschuldigung) der „Sensations-Geilheit“! Die Medien sind voll mit Krieg und Gewalt, in Filmen gibt es so viel Gewalt wie noch nie und unsere Gespräche kreisen oft nur darum: „Hast du schon gehört,… xy hat das gemacht“ oder „das ist aber schrecklich!“
Wir tendieren dazu, unseren Fokus und deshalb auch unsere Gespräche auf das Negative zu lenken.
Aber tut das gut? Tun wir uns damit was Gutes, so viele negative Themen zu konsumieren?
Ja, die Welt ist dramatisch, schlimm und ungerecht, doch es gibt auch viel Gutes auf dieser Welt! Viele Spirituelle Redner oder auch Philosophen behaupten, wir leben in einer Dualität. Das Gute kann nur existieren, da wir das Böse, oder Schlechte ebenfalls erfahren können. Wüssten wir nicht, was Böse ist, könnten wir das Gute auch nicht wert schätzen. Wir könnten nichtmal wissen, was gut ist!
Wenn dies nun so ist und wir in einer Dualität leben, dann gibt es genausoviel gutes, wie schlechtes. Yin und Yang! Alles steht im Gleichgewicht.
Wir haben nur verlernt, den Fokus auf das Gute zu richten. Quasi haben wir verlernt, das Gute zu sehen.
Deswegen ist es so wichtig, sich über gute Dinge zu unterhalten. Miteinander zu lachen um so die schlechten Nachrichten auch nicht so sehr an sich ran zu lassen.
Es gibt verschiedene Methoden um den Fokus auf das Positive zu lenken.
Das mag für manche eine Verdrängungstaktik sein. Ja, für die die damit klar kommen. Für jemanden der dauernd negativ kreisende Gedanken hat, können diese Methoden hilfreich sein um positives Denken wieder zu lernen.

Beispiel-Methoden um positives Denken zu lernen:– keine Nachrichten oder negativen Gewaltfilme schauen

 – gezielt nach positiven Sachen googeln (positive FB Gruppen, oder Zeitschriften)

 – Lege ein Gummi-Armband um dein Handgelenk, das „STOP“ sagt: bei negativen oder grüblerischen Gedanken lässt man das Armband fetzen, so dass es ein bisschen weh tut. Effekt: Man erkennt die Gedankenmuster und durch das Erkennen, kann man sie ändern und zu positiven Gedanken lenken.

 – Glücksgefühl konservieren: Genauso kann man das auch gegenteilig machen. Wenn man einen super Tag hat, an dem man glücklich ist, kann man sich ins Ohr zwicken, o.ä. Damit konservierst du quasi das Glücksgefühl. Läuft es an einem anderen Tag nicht so gut, kann man sich wieder ins Ohr zwicken um sich daran zu erinnern, dass es auch glückliche Tage gibt – die auch ganz sicher wieder kommen werden! Nach einem Tief kommt immer wieder ein Hoch.

– Überlege dir deine eigenen Strategien, um positiver zu denken.

Also, es geht hier auch ganz viel darum, ehrlich mit sich selber zu sein, indem man sich mit seinen Gedanken auseinander setzt.

Kommen wir zur letzten Frage: Ist es notwendig, was ich sage?

Ist es notwendig manchmal überhaupt irgendetwas zu sagen, oder vielleicht doch besser zu schweigen? Auf Satya bezogen, ist es notwendig eine Geschichte belanglos auszuschmücken, weil man dann vielleicht interessanter wirkt? Oder ist es notwendig auf einen provozierenden Satz irgendwas zu antworten, wenn dann daraus der größte Streit vom Zaun bricht und man nicht mehr wahrhaftig sein kann?

Die 2. Regel des Yama – Satya fordert uns also auf, aufrichtig zu denken, zu handeln und zu sprechen.

Satya meint aber vor allem auch, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Wie oft sagen wir „Ja“, obwohl wir eigentlich „Nein“ meinen. Oder vielleicht auch umgekehrt? Sei ehrlich, wenn du „Ja“ sagst, meine auch ja!

Mit anderen Worten – sei echt, authentisch, sage was du denkst und tue was du sagst. Also: Sei wer du bist!