Irgendwann, irgendwo auf dieser Welt – wahrscheinlich irgendwo im Himalaya, ist vor ein paar tausend Jahren ein Yogi auf die Idee gekommen, mit seiner Aufmerksamkeit systematisch durch den Körper zu wandern. Diese Übung entspannte seinen Körper und seinen Geist so sehr, dass er Samadhi erlangte, die überwältigende Erfahrung des Einsseins, mit allem was ist. So wurde „Nyasa“ entwickelt, eine meditative Technik, bei der die Aufmerksamkeit, gezielt an verschiedene Stellen des Körpers „plaziert“ wird. Das ist es nämlich, was Nyasa heisst – Platzieren.

Aus Nyasa entwickelte sich Yoga Nidra, der bewußte Schlaf. Ein sehr machtvolles Entspannungs-Instrument, aus den Methoden des Yoga.

Über die systematische Wahrnehmung einzelner Körperbereiche, werden im Gehirn besondere Areale angesprochen, was zu einer tiefen Entspannung im Geist und Körper führt.

Das hier vorgestellte Yoga Nidra stammt aus der Satyananda-Tradition, in erster Linie von Swami Satyananda Saraswati (1923-2009).

Dies, aus dieser tandrischen Tradition entstandene Yoga Nidra, ist das im Westen Bekannteste.

Eine weitere überlieferte Tradition des Yoga Nidra stammt aus den himalayischen, tandrischen Traditionen des Yoga. Ihre Verbreitung im Westen ist vor allem mit dem Namen Swami Rama (1925-1996) verbunden.

Was ist das genau für eine Entspannungsmethode?

Yoga Nidra ist eine effektive Tiefenentspannungstechnik, die es möglich macht, sich in knapp einer halben Stunde auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene völlig zu entspannen. Es kann von jedem Menschen zu jeder Zeit praktiziert werden. 

Nidra bedeutet Schlaf, weshalb Yoga Nidra mit „der Schlaf des Yogis“ übersetzt wird. Während Yoga Nidra pendelt der Körper und der Geist zwischen Entspannung und Dämmerschlaf immer hin und her. Dies ist so entspannend für Körper und Geist, dass man sagt, eine halbe Stunde Yoga Nidra ersetzt 3-4 Stunden Schlaf.

Während der Körper schläft, bleibt der Geist, die innere Bewusstheit erhalten, was zu tiefen, meditativen zuständen führen kann. Körperliche, mentale oder depressive Verspannungen können sich lösen und somit Blockaden abgebaut werden. Wenn Yoga Nidra regelmäßig praktiziert wird, lassen sich die positiven Auswirkungen sehr schnell erkennen: Eine entspannte Zufriedenheit und mehr Wohlbefinden im Alltag setzen ein und somit eine positivere Grundeinstellung, mit der die Dinge immer leichter gemeistert werden können.

Swami Satyananda Saraswati

Swami Satyananda Saraswati ist der Begründer der Bihar School of Yoga in Indien. Swami Satyananda war Schüler von Swami Sivananda, dem Begründer des heutigen Yoga im Westen.

Satyananda entwickelte 1968 eine Form des Yoga Nidra, wie sie heute im Westen bekannt und sehr weit verbreitet ist. 

Als er Schüler von Sivananda war und bei ihm im Ashram lebte, hielt er Nachtwache in einer Schule. Von 3 – 6 Uhr schlief er. Die Schüler der Schule standen jeden Morgen um 4 Uhr auf und begannen mit dem Rezitieren von Versen. Als Swami Satyananda diese Verse eines Nachts wieder hörte und sie ihm sehr bekannt vorkamen, obwohl er sie noch nie gelesen hatte, machte ihn das neugierig. Es lies ihn erkennen, dass man auch in einem Schlafzustand lernen und Wissen erwerben kann. Dies war die Geburtsstunde von Yoga Nidra.

Sankalpa – der Entschluss

Jedes Yoga Nidra aus der Satyanada Tradition beinhaltet eine Sequenz, in der man aufgefordert wird, jetzt an sein „Sankalpa“ zu denken und es innerlich 3x zu wiederholen. Sankalpa ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt so viel wie „Entschluss“ oder „Beschluss“.

Ein Sankalpa ist ein Entschluss, den man für sich selber fasst. Man kann sich das wie ein Samenkorn vorstellen, den man während der Übung in die tiefen Schichten seines Unterbewusstseins pflanzt, um dann – zu erblühen und Früchte zu tragen. Das Sankalpa wird nicht gewechselt, so lange, bis der Wunsch, oder der Entschluss in Erfüllung gegangen ist.

Ralf Skuban schreibt in seinem Buch „Yoga Nidra“, dass man das Sankalpa aber nicht mit der wunscherfüllenden Kuh – Kamadhuk, erwähnt in der Bhagavad Gita – verwechseln soll. Man sollte sich sehr klar darüber sein, was man sich wünscht, es kann einen auch in eine sehr unglückliche Lebenssituation bringen.

„Ich erinnere mich noch gut an eine Begegnung mit einer jungen Frau, die erzählte, dass die Erfüllung eines Wunsches, den sie in ihrer Yoga Nidra Übung immer wieder formuliert hatte, sie in eine sehr unglückliche Situation brachte. (Sie wünschte sich eine Liebesbeziehung mit einem ganz bestimmten Mann). Offensichtlich wusste sie nicht wirklich, was sie sich da Wünschte. (Ralph Skuban)“

An diesem Beispiel kann man sehr gut erkennen, wie wirkungsvoll ein Sankalpa ist. So erzählte meine Yogalehrerin von einer Frau aus dem Unterricht, die mit ihrem Mann zusammen sehr lange einen unerfüllten Kinderwunsch hegte. Im Yoga lernte sie das Sankalpa kennen und formulierte ihren Kinderwunsch immer wieder aus. Ich weiß nicht mehr wie lange es ging, aber nach ein paar Monaten hielt sie einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und ihr Mann und sie sind mittlerweile glückliche Eltern.

Bei diesem Beispiel will ich aber auf jeden Fall wieder auf die Worte von Ralph Skuban hinweisen. Ein Sankalpa ist nicht die wünscherfüllende Kuh, sondern es drückt aus, was du in deinem Leben anfangen willst, was du wirklich willst!

Arbeiten mit dem Sankalpa

Du kannst, am Anfang mit dem vorgegebenen Entschluss arbeiten. „Ich bin gesund, glücklich, voller Lebensfreude und guten Ideen“. Vielleicht magst du dir auch im Vorfeld Gedanken machen, oder es bildet sich von ganz alleine ein Sankalpa, welcher sich immer weiter ausbaut, mit jedem Mal Üben.

Der Entschluss wird in einem positiven, Satz in der Gegenwart formuliert. Verwende nicht Sätze wie: „Ich will nicht zunehmen“, sondern „Ich bin Schönheit, Gesundheit und Freude“.

Der Satz sollte einfach sein. Er kann allgemein gehalten werden, wie zB. „Ich bin Gesundheit, Glück, Mut, Schönheit und Erfolg“ oder es kann ein persönlicher Entschluss, ja ein Wunsch sein, der tief mit dir verbunden ist. 

Satyananda Saraswati schreibt in seinem Buch Yoga Nidra: „Das, was du dir auf diese Weise vornimmst, wird sich in deinem Leben verwirklichen.“

Wann wird Yoga Nidra am besten geübt?

Yoga Nidra kann immer geübt werden, wenn du dich flach hin legen kannst. Am Besten du übst, nach der Arbeit, Vormittags wenn deine Kinder aus dem Haus sind, oder Abends, kurz bevor du ins Bett gehst. Du solltest für dich deine Zeit finden, wann es am Besten passt und du eine halbe Stunde komplett ungestört bist.

Schalte alles aus was klingeln kann und besorge dir eine leichte Decke und vielleicht Kissen zum Unterlegen unter Kopf und Knie, wenn dir das Liegen auf dem Rücken unangenehm ist. Ansonsten legst du dich in Savasana, auf den Rücken und streckst Arme und Beine locker von dir, während die Handflächen nach Oben schauen.

Ich wünsche dir viel Spaß und eine wunderbare Entspannungenfahrung mit Yoga Nidra.

Deine Cordula

 

 

Der Franzose Emile Coué hat einmal folgenden Entschluss gefasst, der in der ganzen Welt bekannt geworden ist und schon vielen Menschen geholfen hat:

„Es geht mir mit jedem Tag und in jeder Hinsicht immer besser und besser!“

 

Angeleitetes Yoga Nidra nach Swami Satyananda Saraswati

Quellenangaben:

Yoga Nidra – Swami Satyananda Saraswati

(klicke auf das Bild um zum Buch zu gelangen)

Yoga Nidra – Tiefenentspannung und geistige Klarheit von Ralph Skuban

(klicke auf das Bild um zum Buch zu gelangen)

Praktische Übung

Wie finde ich mein Sankalpa?

Achte darauf, dass dein Entschluss klar ist!
Wenn dir dein Ziel nicht klar vor Augen steht, wie willst du es dann erreichen?

Achte darauf, dass dein Entschluss mit deinen Werten übereinstimmt!
Ein Ziel dass deinen inneren Werten widerspricht, wird dich nie glücklich machen.

Achte darauf, dein Entschluss in positive Worte zu fassen!
„Ich will nicht….“ Ist kein guter Entschluss, denn er führt nur von etwas fort, aber nirgendwo hin.

Achte darauf, dass dein Entschluss keine Vergleiche enthält!
„….besser…..tun können“ ist kein guter Entschluss, denn es bleibt völlig unklar, wie viel besser.

Achte darauf, dass dein Entschluss einen Zeitrahmen hat!
Nur wenn du dir einen Zeitrahmen setzt, kannst du feststellen, ob dein Sankalpa erreicht ist. Morgen ist immer morgen.

Achte darauf, dass dein Entschluss durch eigenes Tun erreichbar ist!
Ein Lottogewinn beispielsweise ist kein Entschluss, sondern bestenfalls eine Hoffnung.

Achte darauf, welche Nachteile du hast, wenn dein Entschluss erreicht ist!
Ein Herzensziel zu erreichen, verändert das Leben. Das bedeutet, dass irgend etwas verloren geht: Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein.

Quellenangaben:

Die 7 Geheimnisse der Schildkröte von Aljoscha Long und Ronald Schleppe
(klicke auf das Bild um zum Buch zu gelangen)