Es ist in aller Munde, jeder redet davon, im Yoga Unterricht hat man es auch schon kennen gelernt und es soll Wunder wirken: die Achtsamkeit.

Man hat auch ein gewisses Bild davon, es ist etwas, was ich Be-acht-ung schenke und es hat vielleicht was mit Obacht, Achtung oder Vorsicht zu tun.

Unwillkürlich erscheint das Bild, von der im Schneidersitz sitzenden Person, mit geschlossenen Augen, diese Person hat so einen gewissen glücklichen Ausdruck im Gesicht. Oder man denkt an einen Mönch, der behutsam einen Weg entlang geht und die Freundin, die sich für Esoterik interessiert.

Eine Definition

Schaut man in Wikipedia danach, findet man unter anderem diese Definition (nach: Prof. Jon Kabat-Zinn):

Achtsamkeit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die

  • absichtsvoll ist,
  • sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht (statt auf die Vergangenheit oder die Zukunft), und
  • nicht wertend ist.

Achtsamkeit, bedeutet nun also aufmerksam zu sein – mit voller Absicht aufmerksam sein, nicht an gestern oder morgen denken und dabei die Zipperlein, die man so hat nicht bewertet.

Das hört sich wirklich schön an, in der Theorie.

Achtsamkeit ist nichts, was man einmal probiert und dann feststellt, ach das funktioniert ja garnicht bei mir. Man kann es vielleicht mit dem Erlernen eines Musikinstruments oder Einstudieren eines Tanzes vergleichen. Am Anfang geht es garnicht, aber Stück für Stück, jeden Tag ein bißchen besser, klappt es dann doch. Du sagst ja auch nicht „Hey, ich habe gestern das erste Mal Geige gespielt, aber weil es überhaupt nicht funktioniert hat, kann ich das nicht!“

Achtsamkeit kann jeder!

Achtsamkeit kann jeder lernen. Im Grunde machen wir es unbewusst sowieso schon. Es ist eine grundlegende Fähigkeit eines jeden von uns. Wir müssen uns dafür nicht ins Schweige Retreat oder in ein Kloster begeben.

Versuche es doch einfach mal. Schaue wo du gerade sitzt oder stehst. Jetzt schaue rational auf das was ist. Ich sitze und ich lese. Punkt. Mehr ist es nicht. Ob du den Bericht jetzt gut oder schlecht findest, ob dein Nacken zwickt oder dein Bauch grummelt, ob du Liebeskummer oder Ärger empfindest. Betrachte es nur und bewerte es nicht!

Wenn du dich z.B. über jemanden ärgerst, kannst du deine Gedanken kommentieren mit:“Aha, das ist also Ärger.“

Es geht darum, die Dinge nicht zu bewerten, nicht mit den Gefühlen in der Vergangenheit oder Zukunft zu leben und die Begebenheiten, so wie sie sind anzunehmen und zu akzeptieren.

Übung macht den Meister

Du wirst jetzt sagen, oh wieso gibt es dann soviel Rummel um Meditation, Entspannung und zur Ruhe zu kommen, wenn es doch so einfach ist?

Es stimmt zwar, dass man mal nebenbei etwas Achtsamer sein kann und sich kurzzeitig dessen Bewußt werden kann was ist, aber wer sich mehr Gelassenheit in seinem Leben verschaffen will, der muß, oder besser darf das üben.

Vergleiche es gerne nochmal mit dem Üben der Geige. Wenn du jeden Tag, ab Januar übst, kannst du an Weihnachten ein Lied vorspielen. Vor allem wirst du von Tag zu Tag merken, wie sich dein Spiel festigt.

Und was bringt mir das?

Nun wirst du vielleicht sagen: „Lohnt es sich überhaupt, die Achtsamkeit zu üben? Was bringt mir das?“

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien über die positiven Auswirkungen der Achtsamkeit. Körperliche und psychologische Beschwerden können gemildert werden, wie z.B. die Senkung des Blutdruckes. Wir werden gelassener, das Auto, dass uns gerade die Vorfahrt genommen hat interessiert uns nicht mehr und selbst schwerwiegendere Erkrankungen und auch Schmerzen können Linderung finden.

Wenn du nun sagst, dass könnte was sein, dann gibt es nur einen Weg – ausprobieren, dran bleiben und erleben! Niemand kann es dir abnehmen und es für dich tun. Du alleine kannst entscheiden, ob du dein Leben anders gestalten möchtest und eben ob die Achtsamkeit für dich dafür ein Weg sein könnte!

Genau das ist Achtsamkeit: Erfahre es selber und bewerte nicht!

 

Kurze Achtsamkeitsübung:

Setze dich aufrecht auf einen Stuhl. Die Beine stehen hüftbreit fest auf dem Boden und die Hände liegen locker auf den Oberschenkeln.

Schließe deine Augen und atme in den Bauch ein und aus.

Nun gehe in Gedanken von deinen Zehen, bis zu deinem Kopf, alle deine Körperteile durch.

Fange bei deinen Zehen an. Wie fühlen sich deine Zehen an? Sind sie kalt oder warm? In Schuhen oder Socken? Spüre deine Fersen und Fußgelenke. Gehe weiter zu den Waden, Knien, Schenkeln usw.

Alles ist gut, so wie es ist. Nichts wird bewertet. Bemerke nur den Ist-Zustand jedes Körperteils. So ist es im Moment.
Auch wenn es irgendwo Verspannungen oder Schmerzen gibt. Bemerke es nur und nimm den Zustand an, wie er ist.
Wenn etwas schlecht ist, versuche das Gefühl nicht los zu werden und wenn etwas gut ist, versuche es nicht zu halten – einfach nur wahrnehmen. Ah, so fühlt sich das an.

Dies Übung machst du durch, bis du oben am Kopf angekommen bist.

Du kannst sie recht kurz gestalten, indem du dir Beine, Arme, Rücken, Bauch und Kopf bewußt machst, oder du gehst bei mehr Zeit jedes einzelne Glied, oder auch die inneren Bereiche in deinem Körper durch.

Sage dir danach: „Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, so wie es ist!“

Gerne könnt ihr auch meine neue Meditation: Schärfe deine 5 Sinne (hier unten verlinkt) oder die kurze Achtsamkeitsmeditation machen.

 

Und immer dran denken – bleib entspannt!